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gw - Texte weg von der Kriegslogik:  
 
 
 
 
 

17.04.2022       Eugen Drewermann - Beitrag - Ältestenratkongress

-/   Eugen Drewermann - Beitrag - Ältestenratkongress, 17.4.2022
 
 
 
 
 
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In diesen Tagen haben wir eine Herausforderung größten Formats :

 

Alle Mainstream-Medien von früh bis spät orgeln dieselbe Botschaft:

"Wir müssen stark sein, wir müssen kämpfen können, wir müssen Waffen haben. Wir müssen 100 Milliarden Euro ausgeben für verbesserte Rüstung."

 

So soll  -  was eigentlich?  der Friede ? -  gewahrt werden.

 

 

Ich glaube, wir hätten nicht 70 Jahre oder 80 Jahre auf diesem Planeten erlebt, um zu wissen, dass das so nicht funktionieren kann !

 

-  Jemand hat einen Hund, der wird manchmal bissig, da möchte man drauf hauen. Auch der Nachbar hat sich schon beschwert. 

Nehmen wir an, Sie hätten ihren Hund lieb, dann wüssten Sie:    er ist ein Angstbeißer.  Mit Prügeln erreichen Sie gar nichts, außer dass er wirklich gefährlich wird.  In der Vermutung, dass Sie wiederkommen, um ihn zu schlagen, wird er dann sogar sie selbst,  ihr Frauchen, angreifen. 

Hingegen, wenn Sie ihn beruhigen, wenn Sie ihm die Angst nehmen, löste sich das Problem von alleine.

 

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Nun müssen Sie sich nicht erst im Geschichtsbuch kundig machen. . .  

 

Alles, was wir Geschichte nennen, was wir Staats-Geschichte nennen, was wir Politik nennen, besteht einzig in der Reaktion auf Angst, die wir selber haben  - - -

- - -  zu beantworten mit Gegenterror, mit Angst-Verbreitung, mit Einschüchterung. 

A b s c h r e c k u ng    ist das Zauberwort, das wir auch jetzt wieder gebrauchen.

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So kann es keinen Frieden geben, und so ist er ja nie gekommen.

 

So wurde aus der menschlichen Geschichte eine riesige Paranoia der Aufrüstung, von der Schlag-Waffe mit dem Faustkeil, dem Knüppel, über den Bogen, über die Kanonen, bis zu Raketen:   es war nie genug, wir mussten immer um der Sicherheit willen noch mörderischer werden . . .

 

Was die Gefahr, die wir kommen sahen, angeht: 

 

die Lösung wäre eine ganz einfache. Wir müssten uns einmal interessieren für die Angst, die der andere vor uns hat, weil wir ihm Angst machen  -  aus Angst, wie er sie uns macht . . .  

 

Aus diesem furchtbaren Knoten müssten wir einmal herauswachsen  - -

 

- -  und dann wüssten wir aus Überzeugung, dass vollkommen stimmt, was Sie seit zweitausend Jahren im Neuen Testament lesen können: 

Das Johannes-Evangelium lässt Jesus einmal sagen:  „Ich gebe euch einen Frieden, nicht wie die Welt ihn gibt.“

Der Friede, den die Welt gibt, ist:    Gleichgewicht des Schreckens, mindestens   -   oder Überlegenheit der eigenen Waffen, Einschüchterung   -  -   Angst-Verbreitung zur Angst-Lösung . . .

So wird nie Frieden sein.

 

 

So wird die Ursache von Zwistigkeiten, Aggression, Gewalt  sich nur verändern, verbreitern, vergrößern.

 

 

 

 

 

 Der Friede, den Jesus verspricht, ist genau das Gegenteil:     A b r ü s t e n .

Gerade jetzt vor Ostern sehen wir am Palmsonntag den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Leute glauben ihn als Messias, so möglich, und daher wollen sie, dass er stark auftritt, dass er die heidnischen Römer  verjagt  vom heiligen Boden Israels. 

 

Jesus hat sich nicht einmal gescheut, den Knecht eines römischen Hauptmanns zu heilen, er hatte Kontakt mit den Heiden, das macht ihn unrein, das hat ihn beschmutzt.  Keine Scheu hatte Jesus davor. 

 

Beim Einzug in Jerusalem zeigt er, wie man Gott wirklich verstehen sollte. Ein Prophet im sogenannten Alten Testament hat mal gesagt:   wenn jemand tatsächlich von Gott käme, wäre seine erste Maßnahme die Bogen Zerbrechen und die Kriegswagen verbrennen. . .

 

Das wäre der Anfang von Frieden  - - -

 

Das führt Jesus gerade auf  -  beim Einzug in Jerusalem, reitend auf einem Esel.

 

Das ist die Wörtlichnahme eines Zitats aus Zacharia 9,  das alles müssen sie heute nachmittag nicht dabei lernen, aber doch in sich behalten:

 

Friede kommt einzig, wenn man sich interessiert für die Angst des anderen, die er nicht nötig hat, wenn wir ihm nicht an den Kragen wollen, und wenn er versteht :   wir sind friedlicher Absicht, dann muss man vor uns nicht Angst haben  -  das ist die ganze Botschaft Jesu :

 

Ich sehe glücklich auf dieser Erde die Menschen, die es wagen, wehrlos zu bleiben.

Überwindet, was Ihr für das Böse haltet, durch Güte, nicht mit Gegengewalt . . . !

 

Im Privaten kennen Sie das genauso:

Ihre zwei Jungs zanken sich mal wieder gerade, dann werden Sie dazwischengehen. Da interessiert mich jetzt nicht, wer behauptet, dass er recht hat  - jeder, der sich prügelt, glaubt, dass er im Recht ist und der andere im Unrecht . . .

 

Auch das ist hohe Politik, wie wir sie haben.

 

Stimmt aber gar nicht.

 

Wer prügelt,  hat in sich unrecht.

 

Wir gehen mal den Gründen nach:    Was hat dich so geärgert an dem anderen   -    und wie kann man das ausgleichen?  

Das setzt voraus, dass wir zuhören, dass wir verstehen, dass wir vermitteln durch Begreifen und dann zueinander Führen.

 

Jede Mutter wird das mit ihren Kindern so machen.

 

 

Warum können das die Leute, die uns regieren, nicht irgendwann mal lernen?

 

Friede kommt nie durch Gewalt, durch Einschüchterung, durch Aufrüstung durch 100 Milliarden für mehr Rüstung  - - 

 

- -   wir hatten nicht mal zwei Milliarden, um die Flüchtlinge aus Libyen zu retten, haben sie nicht, um die Menschen, die auf Lesbos sitzen  - seit Jahren, Winter für Winter -   da wegzuholen. Wir hatten nie Geld für solche Zwecke. . .

 

- -  aber jetzt:   Milliarden für Waffen und für Rüstung . . .

 

So kann nicht Frieden sein.

So ist es unmenschlich.

 

Jeder weiß das.  Wir sind alt genug.

Menschen, die frieren, denen muss man helfen, und dafür wäre immer Geld zur Verfügung, wenn es nicht abgezweigt würde mal wieder für die Waffenindustrie   -  immer furchtbarere Waffen im digitalen Zeitalter . . .

 

Wir müssen aus dem Albtraum raus.

 

 

Eltern werden ihre Kinder nicht erziehen, indem sie sie bestrafen, indem sie auf sie einreden mit moralisierenden Reden:   Du musst jetzt aber endlich. . ., jetzt hör mal zu . . . , ich befehle dir. . . , so geht es nicht. . .

Kinder reifen auf und lernen gut zu werden durch die Güte, mit denen man sie bei der Hand nimmt durch Verstehen  -  auch für die Probleme, die sie haben.  Sie lassen sich nicht wegkommandieren, sie lassen sich nur gemeinsam durcharbeiten. . .

 

Jeder Lehrer weiß das in der Schule.  Er weiß, was in der Politik tagaus tagein läuft.  Wenn es hoch kommt, haben wir natürlich recht und der Gegner immer unrecht. Im Letzten ist hier der Teufel selber.  So ging das20. Jahrhundert hin, immer der andere abgrundtief böse, kein Krieg, der nicht so vom Zaun gebrochen wurde.

 

Hunderttausende von Menschen sind dabei umgekommen. Wir, die Guten auf derSeite Amerikas, haben seit 2001 sechs islamische Staaten um und um bombardiert. Frieden ist dabei nie rumgekommen. Nicht in Libyen, nicht in Syrien, nicht im Jemen, wo sie hinschauen:  20 Jahre Afghanistan haben nichts hinterlassen als ein Hungerland.  Aber das hat 2000 Milliarden Dollar gekostet. . .

 

Wie wahnsinnig müssen wir noch werden, um an etwas festzuhalten,von dem wir überzeugt sein können, dass es nicht funktioniert?

 

 

Die Bergpredigt funktioniert, unser eigenes Gewissen funktioniert, und so könnten wir, älter geworden, sammeln, was an Erkenntnissen bleibt   -  leider oft genug gewonnen an den Falschen. Dazu könnten wir stehen als innere überzeugung!

 

Sie merken, dass ist schmerzhaft, das ist nicht nur lustig, wir sitzen jetzt nicht einfach oben auf der Loreley beim Sonnenuntergang  -   aber es geht ein neues Licht auf im Dunkeln.  Das ist vielleicht viel mehr wert.

 

Wenn wir von davon sprechen, wie ihre Kinder von ihnen selber erzogen wurden, einfach weil sie sie gern haben, geht noch ein weiteres daraus hervor.  Sie hatten für ihre Kinder die besten Pläne, selbstverständlich, was aus ihnen werden sollte, sie möchten es besser haben als sie selber, womöglich.  Sie sind vielleicht geflohen, noch als Kinder aus Schlesien, aus Ostpreußen, sie mussten an der Seite ihrer Eltern sich langsam wieder hoch arbeiten, die Hungerkrisen durchstehen.  Ihre Kinder sollen es besser haben, und dann haben Sie, ob Sie es wollten oder nicht, womöglich mehr oder minder sanften oder sogar starken Druck ausgeübt.  Sie hatten Vorstellungen, wie die ihr Leben führen sollten, damit es erfolgreich wurde. Dann gab es wieder, weil Druck  Gegendruck erzeugt, Auseinandersetzungen und Spannungen. Dem ein oder anderen von ihnen mag das heute sogar im Rückblick leid tun. Es kann zu Verwerfungen geführt haben, bei aller guter Absicht. . .

 

Aber wir hätten wieder eine Erkenntnis, die ganz wichtig wäre:  das meiste, was Menschen falsch machen, geschieht aus gutem Willen,  aus  Hilflosigkeit, aus einer Liebe, die nicht weiß, wie sie sich bemerkbar machen soll.

 

Wenn wir den anderen mit gutem Willen überfordern, vergewaltigen, unseren Willen an die Stelle des eigenen fremden Willens setzen, machen wir Fehler. . .  Aber das merken wir nicht in dem Moment, wo wir sie begehen.

Und wir lernen etwas ganz Kostbares daraus:  Jemanden lieb haben,  bedeutet, ihn zu fördern in seiner Eigenart. Das ist eine Kunst.

 

Die Frauen unter Ihnen, die Mütter geworden sind, verstehen mich jetzt sofort, vor allem, wenn sie zwei oder drei Kinder in die Welt gesetzt haben. Sie haben gemerkt, dass jedes Kind anders ist, wie jeder Lehrer in seiner Klasse merken würde:   jedes Kind ist ein Individuum, keines ist wie das andere, also kann man ihm nur gerecht werden als Individuum, indem man seine eigene Art wahrnimmt, fördert. Wir sind gewöhnt, heute zu sagen, fordern und fördern, fördern und danach helfen, dass die Forderungen erfüllt werden. . .  

 

Umgekehrt.   Wir müssten unser Kind unseren Jungen, unser Mädchen nehmen in der Eigenart. Welche Qualifikationen, welche Neigungen, welche Befähigungen hat es, an welchen Funktionen freute es sich am meisten.  Sich da mitzufreuen, ist die beste Erziehung.   Es entfaltet sich von selber.

 

Gott sei Dank haben wir endlich Frühling. Und was wir erleben, ist genau dies! Es hat nicht viel Schnee gelegen, aber doch alleine, dass das Licht immer ärmer wurde bis zum 25. Dezember und langsam jetzt wieder beginnt zu wachsen, ist für die Blumen, für die Pflanzen die Energiequelle schlechthin. Sie machen daraus ihr eigenes Leben in blühender Schönheit.

 

So würden unsere Kinder heranwachsen mit dem Licht, das wir über sie strahlen, durch die Wärme, die in unserem Herzen liegt und die wir ihnen vermitteln.

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 Vorschlag einer:  


FRIEDENSPOLITISCHEN   SELBSTVERPFLICHTUNG:
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
Gabriele Weis, 2022 Bernau
 
 
 
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--- gw/  philosophische GEBETE                  Mein  FRIEDENSGEBET
entstanden :   Bernau, 27.4.2018
 
 
. . .   auch heute wieder :
 
 
 
 
 
 
 
                                                                                                                gw/  1999 OSTERREFLEXION